Coralie Spätig

Illustration

Mein Name ist Coralie Spätig, kurz Cori und ich kam 1994 in der Westschweiz zur Welt. Heute arbeite und wohne ich im Aargau. Ich absolvierte an der Zürcher Hochschule der Künste die Ausbildung zur wissenschaftlichen Illustratorin. Seit meinem Abschluss 2018 bin ich als selbständige Illustratorin tätig. Neben meiner Selbständigkeit arbeite ich als Kommunikationsberaterin in einer Agentur. Was mich am Medium Bild begeistert? Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Bilder wecken Emotionen, machen Unsichtbares sichtbar, erklären komplexe Zusammenhänge, bleiben in Erinnerung, beeindrucken oder erzählen Geschichten – und genau das fasziniert mich am Beruf der Illustratorin.

Warum hast du dich für die Ausbildung zur wissenschaftlichen Illustratorin entschieden, was war deine Motivation?
Als Kind war ich eine regelmässige Leserin des Kindermagazins J’aime Lire und stellte mir eines Tages die Frage, wer eigentlich all diese Bilder im Magazin malt und ob dies ein Beruf sein könnte. Schon damals begeisterte mich das Zeichnen. Ich fragte nach und entdeckte den Beruf der Illustratorin. Während eines Praktikums lernte ich den Beruf der wissenschaftlichen Illustratorin kennen. Diese Ausbildung ermöglichte es mir, meine zeichnerischen Fähigkeiten durch gezielte Übungen mit analogen und digitalen Mitteln sowie durch genaue Beobachtung von Raum, Licht, Farbe und Struktur zu fördern. Ebenso fand ich den Aspekt der visuellen Wissensvermittlung äusserst interessant. Es ist faszinierend, in verschiedene Fachgebiete einzutauchen, sich intensiv mit dem Inhalt – sei es wissenschaftlich, populärwissenschaftlich oder sogar fiktiv – auseinanderzusetzen und anschliessend ein visuelles Konzept zu entwickeln.

Seit 2018 arbeitest du als selbstständige Illustratorin. Welche Leistungen bietest du an:
Mit einer individuellen Illustration, Visualisierung oder Infografik unterstütze ich dich dabei, deine Botschaft visuell zu vermitteln. Ich erstelle für dein Projekt das passende Bildmaterial. Eine individuelle Illustration harmoniert farblich und stilistisch mit deiner Projektidee, ermöglicht es dir, deine eigenen Gedanken und Kenntnisse einzubringen, verleiht deinem Projekt ein einheitliches Erscheinungsbild und verstärkt damit deine Botschaft.

Woraus schöpfst du deine Inspiration für deine Zeichnungen?
Im Gestaltungsprozess beginne ich stets mit einem Brainstorming und einer kurzen Recherche. Dabei nehme ich mir Zeit, um alles, unvoreingenommen zu sammeln, was mir zum Thema einfällt. Wichtig ist dabei, die Ideen nicht vorzeitig zu beurteilen und alle Ideen zuzulassen. Die Suche sollte breit gefächert sein. Erst in einem zweiten Schritt werden die gesammelten Ideen evaluiert, sortiert, priorisiert und bei Bedarf auch kombiniert. Ich bin überzeugt, dass gerade diese breit angelegte Suche in der Inspirationsphase entscheidend ist. Hilfsmittel für die Recherche können eigene Skizzenbücher, Bilddatenbanken, das Internet, Bücher, Zeitschriften oder ein Spaziergang in der Natur sein.

Welche Motive illustrierst du am liebsten?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich in meinem Berufsalltag wirklich auf ein Lieblingsmotiv festlegen kann (oder möchte). Motive, die meine Neugier aber immer wieder wecken, sind Tiere, die vermenschlicht werden. Illustrationen, wie die von Wolf Erlbruch, sind für mich ein gutes und inspirierendes Beispiel dafür.

Wo werden deine Illustrationen und Grafiken überall eingesetzt?
Meine Illustrationen finden vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Sie können im Online-Bereich (Blogs, Webseiten, Social Media), in Präsentationen (Ausstellungen, Workshop, Kurse, PowerPoint) sowie in gedruckten Produkten (Bücher, Karten, Flyer, Giveaways) verwendet werden.

Welchen Einfluss hat die Künstliche Intelligenz auf deine Arbeit? Können Programme wie Midjourney, Adobe Firefly etc. Illustrator*innen langfristig ersetzen?
Sehr gerne würde ich einen Blick in die Zukunft werfen, um die Frage beantworten zu können (zwinkern). Natürlich beschäftigt mich diese Frage auch und ich bin sicherlich nicht die Einzige in der Kreativbranche, die darüber nachdenkt.

Ich denke, diese Tools werden unsere Arbeitsprozesse stark beeinflussen, als neue digitale Werkzeuge ihren Platz in unserem Arbeitsalltag finden und schlussendlich unseren Beruf verändern. Ich persönlich glaube aber auch an die menschliche Individualität und Kreativität. Der Output von Midjourney, Adobe Firefly etc. ist nur so gut, wie der Input. Mir scheint es wichtig, dass wir weiterhin ein Teil des kreativen Prozesses bleiben, indem wir den mit KI generierten Inhalt beurteilen und steuern. Dafür braucht es nach wie vor kreatives Fachwissen.

Was mir ausserdem besonders wichtig erscheint in dieser Diskussion, ist eine sorgfältige Regelung der Urheberrechte. Lizenzierung, Vergütung und Transparenz bezüglich Nutzung von geschützten Werken müssen geregelt werden, um von Menschen erschaffene Werke und deren Wert zu schützen.

Haben die digitalen Zeichentechniken die analogen abgelöst? Was für Werkzeuge setzt du ein?
Für mich persönlich haben digitale Zeichentechniken die analogen nicht ersetzt, sondern vielmehr ergänzt und dadurch die Arbeitsweise von Illustrator*innen geprägt. Auch wenn das finale Ergebnis heutzutage praktisch immer digital ist, greife ich während dem Gestaltungsprozess gerne auf analoge Werkzeuge zurück. Beim Skizzieren, der Gestaltung von Strukturen und Effekten oder der Ausarbeitung einzelner Bildelemente arbeite ich gerne mit Farbstiften, Pinseln, Farben, Kreide, Kohle usw. Diese analogen Arbeiten scanne ich ein und bearbeite sie dann digital weiter. Hierbei nutze ich Programme wie Adobe Photoshop, Adobe Illustrator und Procreate auf dem iPad.

Nutzt du aktuell die Möglichkeit, Bilder aus Text generieren zu lassen?
Bis jetzt habe ich wenig damit gearbeitet und habe noch keine mit KI generierte Illustration im «Cori-Stil» generiert. Adobe Firefly habe ich allerdings schon benutzt für Brainstormings und Ideensammlungen. Man kann damit schnell aber doch relativ konkrete, visuelle Stossrichtungen oder Bildideen veranschaulichen. Dies ist hilfreich für Kundenpräsentationen und Zwischenbesprechungen. Ausserdem nutze ich die neuen Funktionen im Adobe Photoshop, um Fotos, welche ich für meine Illustration weiterverwenden möchte, zu retuschieren. Die eigentliche Illustration erstelle ich aber nach wie vor selbst.

Welche Trends siehst du derzeit im Bereich Illustration?
Diese Frage finde ich gar nicht so einfach, aber ich versuche sie gerne aus meiner persönlichen Sicht und meinen Erfahrungen zu beantworten.

Ich beobachte einen vermehrten Einsatz von animierten Illustrationen. Dabei muss es sich gar nicht um komplexe Animationen handeln, sondern kann lediglich die Animation eines einzelnen Bildelementes sein. Ausserdem spüre ich bei meinen Kunden das Interesse an persönlichen Illustrationen, die (wie sie selbst sagen) «selbstgemacht oder handgemacht» sind. In gewisser Weise vielleicht als Gegenbewegung zur zunehmenden Verwendung von KI und der Digitalisierung? Oder aber um sich von den weit verbreiteten «Flat Illustrationen» und Stockbildern von Datenbanken zu unterscheiden? Flat Illustrationen sind zweidimensionale, grafische Illustrationen, die ohne Schattierungen oder realistische Effekte auskommen und stattdessen klare Linien und Flächen verwenden. Auf Bilddatenbanken oder in Webprojekte sind sie zum Beispiel häufig anzutreffen. Und zum Schluss kann ich noch einen Trend erwähnen, der vor einigen Jahren schon begonnen hat, der aber mit der KI-Entwicklung noch aktuell ist: die 3D-Visualisierung. Die 3D-Programme lassen viel Raum für Experimente mit Texturen, Licht, Formen, Raum und sind als weiteres Werkzeug für Illustratoren interessant.

Bilder zur Verfügung gestellt von Coralie Spätig.